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Broschüre „Tagfalter der Untermosel“

Die Broschüre „Tagfalter der Untermosel“ von Daniel Müller beschäftigt sich auf 36 Seiten mit der Tagfalter-Fauna des unteren Moseltals. In einer allgemeinen Einführung wird zunächst die Lebensweise von Tagfaltern beleuchtet. Danach werden die für das Gebiet charakteristischen Lebensräume präsentiert.

Eine Seite wird zudem dem Moselapollo gewidmet, der die wohl populärste Art der Region darstellt. Nicht zuletzt wird auf die Gefährdung der Tagfalter und mögliche Schutzmaßnahmen eingegangen. Den Kern der Broschüre bilden Artenporträts. So werden alle 58 Tagfalter-Arten, die sich derzeit regelmäßig an der Untermosel beobachten lassen, in Wort und Bild vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Arten gelegt. Abgerundet wird das Heft durch ein Literaturverzeichnis und eine Artenliste.

Die Broschüre kann für 4 € zzgl. Porto direkt beim Autor bestellt werden.


Seltener Gast - Smaragdeidechse im Razejungewingert

In der letzten Maiwoche 2020 konnte im Razejungewingert eine sehr seltene Beobachtung gemacht werden. Eine Smaragdeidechse sonnte sich auf einer Bruchsteinplatte der angelegten Steinlinse am Weinbergerlebnispfad. Es ist die erste Mal das diese sehr seltene Eidechsenart im Weinberg der Razejunge in der Lehmener Würzlay gesichtet wurde.

Bei dem ca. 30 cm langen Exemplar handelt es sich um die Westliche Smaragdeidechse - einem Juwel der Terrassenmosel. Die Eidechsenart lebt in besonderen klimatischen Gunsträumen in Rheinland-Pfalz. Vermutlich kamen ihre Vorfahren vor mehreren tausend Jahren vom Rhônetal über die Burgundische Pforte in das Rheintal und seine Seitentäler.

Die klimatischen Bedingungen in der Würzlay und der günstige Lebensraum im Razejungewingert mit vielen Trockenmauern und offenen Strukturen scheint attraktiv für die unter Naturschutz stehende Eidechsenart zu sein. Die Razejunge freuen sich, wenn die Smaragdeidechse sich im Razejungewingert heimisch fühlt und sie öfter zu sehen ist.

Die Smaragdeidechse hält über ein halbes Jahr Winterruhe und zeigt sich dann wieder ab März/April aktiv. Nach der langen Winterpause steht dann erst das Aufwärmen im Vordergrund. Im Mai beginnen dann die Paarungsaktivitäten. Wenn man sehr viel Glück hat kann man sie bewundern mit ihrer auffälligen leuchtend grünen Färbung am ganzen Körper und mit dunkler Punkt- oder Fleckenzeichnung auf der Körperoberseite. Die Exemplare der Männchen weisen zusätzlich an der Hals- und Kopfpartie hellblau bis blau-grünliche Färbungen auf. Die Smaragdeidechse gilt als stark gefährdet und wird auf der Roten Liste in Deutschland geführt.


AuszugAm 18. April 2019 erschien das Buch "111 Tiere und Pflanzen an der Mosel, die man kennen muss" von Carsten Neß und Theo Haart. Im 240seitigen Taschenbuch wird auf Seite 143 auch der Razejungewingert genannt. Ein perfekter Begleiter für alle, die die Natur lieben und sich über die Fauna und Flora an der Mosel informieren möchten.

Autoren: Carsten Ness und Theo Haart
Verlag: emons
ISBN 978-3-7408-0563-0


Die Lehmer Razejunge wurden für ihr Projekt "Förderung der Artenvielfalt in der Lehmener Würzlay" mit dem innogy Klimaschutzpreis 2017 ausgezeichnet. Kommunalbetreuer Michael Dötsch, bei innogy Leiter der Region Rauschermühle, begündete die Entscheidung der Jury wie folgt:

"Die Lehmer Razejunge setzen sich für den Erhalt der historischen Weinbauland-schaft der Lehmener Würzlay ein, u.a. wurden nicht mehr bewirtschaftetet Weinbergflächen gerodet und freibestellt, Kleinbiotope erhalten und gefördert, Lebensbereiche für gefährdete Schmetterlingspopulationen geschaffen, Totholzbereiche für Reptilien, Insekten und Wildbienen angelegt und Nisthilfen aufgestellt. Durch diese Maßnahmen werden die Umweltbedingungen, die Lebens- und Erholungsbereiche sowie die Lebensqualität verbessert."

In der Tat haben sich in der Zwischenzeit Schmetterlingspopulationen, Bienen, Hummeln und Reptilien vervielfacht bzw. neu angesiedelt. 


Zippammer (Emberiza cia)

ZippammerDie Lehmer Razejunge nutzten die Wintermonate und entbuschten einen Teil von aufgegebenen ehemaligen Weinbergflächen bzw. stellten Terrassen in Steillagen der Lehmener Würzlay frei. Das typische Landschaftsbild der Terrassenmosel und die Artenvielfalt werden gefördert.

In über 50 Einsatzstunden wurden neben den Freistellungsmaßnahmen ca. 200 m Trockenmauern und 15 Treppen wieder freigelegt. Einem auf der Roten Liste stehenden Brutvogel, der vom Aussterben in Deutschland bedroht ist, kommen die Maßnahmen besonders zu Gute. Es ist die Zippammer. Südexponierte, schütter bewachsene steile und felsige Hänge in den Weinbergen sind ihr bevorzugter Lebensraum.

Bodenoffene, trockenrasenartige Steilflächen nutzen sie gerne für ihre Brutstätten. Zippammern bauen ihre Nester in geschützten Fels- und Mauerspalten und im niedrigen Gestrüpp. Die Nester des Körner- wie Insektenfressers sind auch unter knorrigen Rebstöcken und in Astgabelungen von alten Weinstöcken zu finden.

Anfang März wurden die beliebten Reviere von den zurückkehrenden Zippammer-Männchen besetzt. Sie haben häufig im Süden oder Südwesten von Frankreich überwintert. Als Frühjahrsboten kommen sie zurück nach Deutschland. Ein beliebtes Revier ist der Razejungewingert.

Zu erkennen ist die Zippammer an ihrem schwarz und rostroten Gefieder und gräulich gefärbter Kehle und Kopf. Typisch sind schwarze Streifen im Kopfbereich, die wie schwarzes Zaumzeug aussehen. Charakteristische Rufe sind ein scharfes, dünnes "Zipp" und bei Erregung "Züpp". Daher der Name Zippammer. Es lohnt sich bei einem Spaziergangmal genauer hinzuschauen ob der interessante Weinbergbewohner zu entdecken ist.


Mauereidechse (Podarcis muralis)

Sie ist Nutznießer von Entbuschungsmaßnahmen, Trockenmauerfreistellungen, -pflege und -sanierung, sowie von neu angelegten Steinstrukturen in ehemaligen Weinbergflächen. Dazu zählen u.a. Steinlinsen und Lesesteinhaufen.

Die Mauereidechse ist schlank, hat einen langen Schwanz und kann bis ca.25 cm lang werden. Der Schwanz kann doppelt so lang wie der eigentlich Körper sein. Sie hat einen braunen Rücken mit dunklem Mittelstreifen, unregelmäßigen schwarzen Flecken, die manchmal als Netzmuster ausgebildet sind. Die Färbung kann bei der Art sehr variieren. So kommen auch grünliche Färbungen vor.

Paarungszeit ist von März bis teilweise Juli. Ein Eidechsenpaar legt pro Jahr bis zu drei Gelegen mit zwei bis zehn Eiern. Nach zwei bis drei Monaten schlüpfen die Jungen. Käfer, Würmer, Asseln und Spinnen dienen als Nahrung.

Eidechsen können bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen ("Autonomie"). Er bewegt sich eine Zeit und der Fressfeind wird von der eigentlichen Eidechse abgelenkt. Meistens wächst der Schwanz nur in kürzerer Form nach.


Schlingnatter (Coronella austriaca) )

Sie wird auch Glattnatter genannt, ist ein weiteres charakteristisches Reptil in unseren wärmeverwöhnten Weinbergen. Sie ist eine relativ bissige Art, deren Biss dennoch völlig harmlos ist.

Die recht zierliche Schlange wird max. 75 cm lang, hat runde Pupillen, an den Kopfseiten zieht sich ein charakteristisches dunkelbrauner Streifen vom Nasenloch über das Auge bis hin zum Mundwinkel. Die Hinterkopfzeichnung, das "Krönchen", stellt sich individuell als herz- oder hufeneisenförmiger dunkler Fleck dar, der sich häufig in zwei Längsreihen auf dem Rücken fortsetzt. Die Grundfärbung der Oberseite ist grau, graubraun bis rötlich-braun.

Während der Paarungszeit im späten Frühjahr führen die Männchen starke Kämpfe aus. Die Tragzeit dauert vier bis fünf Monate. Die Schlingnatter legt keine Eier, sondern ist lebendgebärend. Jedes Weibchen gebiert je nach seiner Größe 3 - 15 Junge.

Als Nahrung dienen der Schlingnatter Mäuse, Blindschleichen, Eidechsen und deren Eier. Fühlen sie sich bedroht, ringeln sie sich tellerförmig zusammen und heben den Vorderkörper S-förmig an.


Bedeutung des Lavendels für Insekten

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) gedeiht in unserem mediterranen Klima an der Terrassenmosel sehr gut. Die trockenen und nicht zu humusreichen Böden bieten ideale Bedingungen. Über 3000 Pflanzen wurden im Razejungewingert zur Verhinderung der Verbuschung nicht mehr bewirtschafteter Weinbergflächen gesetzt. Gleichzeitig ist der Lavendelanbau eine Nutzungsalternative für schwer zu bewirtschaftende Terrassenlagen.

Durch das üppige Blütenangebot in den Sommermonaten entwickelte sich ein El Dorado vor allem für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Die Anzahl der Insekten hat sich durch die Lavendelpflanzungen immens vervielfacht. Inzwischen befinden sich über 25 Schmetterlingsarten in der Zeit von Mai bis September im Razejungewingert.

In aufgestellten Bienenstöcken auf hochgelegenen Kuhren produzieren Honigbienen den seltenen und wohlschmeckenden Lavendelhonig. Die Honigbiene fliegt in der Regel im Tagesablauf zeitiger als viele Wildbienen und kann deshalb Nektar bereits früh absammeln.

Der drastische Rückgang blütenbestäubender Insekten kann weitgehend auf Ressourcen-mangel zurückgeführt werden, das heißt auf Mangel an Blüten und Lebensräumen. Die Bienen übernehmen eine wichtige Funktion bei der Bestäubung vieler Nutzpflanzen. Rund 80 % der 2.000 bis 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbiene als Bestäuber angewiesen. Der wirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10 bis 15 fache.

Die blühenden Lavendelpflanzungen wirken dem starken Insektenrückgang in unserer Kulturlandschaft entgegen. Zur Produktion eines Nachkommen benötigen die meisten Wildbienen den gesamten Pollen von ca. 30 Blüten. Alleine daraus wird ersichtlich welche Bedeutung Blühpflanzen zum Erhalt unserer Insekten haben.

Apollofalter an LavendelblüteBienenstock und Lavendel im WeinbergHonigbiene an LavendelblüteBlühender Lavendel und WeinbergpfirsichbäumeMarienkäfer an Lavendelblüte

Schmetterlinge (Lepidoptera)

Als klimatisch begünstigte Region beherbergt das untere Moseltal eine vielfältige Flora und Fauna, die überregional von großer Bedeutung ist. Besonders zahlreich sind Schmetterlinge vertreten, von denen viele hauptsächlich mediterran sind. Diese Arten, darunter einige deutschlandweit sehr seltene, wie der Segelfalter (Iphiclides podalirius), der Kleine Schlehen-Zipfelfalter (Satyrium acaciae) und die Spanische Fahne (Euplagia quadripunctaria), besiedeln die trockenheißen Südhänge. Dort profitieren wärmeliebende Arten vom Weinbau.

Der Lebensraum Südhang ist jedoch durch die immer weiter fortschreitende Verbuschung, die vor allem mit der Nutzungsaufgabe vieler Weinberge einhergeht, gefährdet. In der Regel wachsen brachgefallene Weinbergparzellen bereits nach wenigen Jahren mit Brombeeren, Waldreben und Schlehen zu. Von dort aus dringen diese Pflanzen nicht selten in die umliegenden felsigen Bereiche ein und verdrängen dort die standorttypische Flora. Dies hat schließlich fatale Folgen für die meisten wärmeliebende Tierarten.

In und um den Razejungewingert wurden viele ehemals verbuschte Weinbergbrachen, die nun nachhaltig bewirtschaftet werden, von den Vereinsmitgliedern der Lehmer Razejunge in aufwendiger Handarbeit freigestellt.

Davon profitieren unter anderem der Rote Apollofalter, dessen Raupen am Weißen Mauerpfeffer lebt. Dieser ursprünglich aus den Gebirgen Vorderasiens stammende Ritterfalter besitzt im unteren Moseltal eine von wenigen außeralpinen Reliktvorkommen innerhalb Deutschlands. Da die Population an der Untermosel bereits seit sehr langer Zeit isoliert sind, konnte sich hier eine eigene Unterart entwickeln, die als Mosel-Apollo (Parnassius apollo vinningensis) bezeichnet wird.

Der Mosel-Apollo besitzt im Gegensatz zu anderen Apollounterarten keine runden sondern nierenförmig ausgeprägte rote Flecken auf den Hinterflügeln. Der Mosel-Apollo ist der Schmetterling der Terrassenmosel. Er fühlt sich bedingt durch das große Blütenangebot im Razejungewingert in den Monaten von Mai bis Anfang August besonders wohl.

Spanische FahneSpanische FahneSegelfalterSchlehenzipfelfalterMoselapollo


Artenliste der Schmetterlinge und Heuschrecken im Razejungewingert
Stand Februar 2021

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