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Trockenmauer als Lebensraum

Skizze einer TrockenmauerTrockenmauern sind ein charakteristisches Merkmal der Terrassenmosel, ein Zeugnis handwerklicher Kunst der Bruchsteinmaurer. Die Jahrhunderte alten Trockenmauern prägen wesentlich das Bild der Weinkulturlandschaft. Gleichzeitig sind sie ein wesentlicher Lebensraum für Flora und Fauna. Der Bau der Trockenmauern erfordert /erforderte viel Erfahrung und Können. Trockenmauern werden in der Regel aus Natursteinen errichtet. Die Standfestigkeit ist beachtlich, sie kann auch bis heute statisch nicht 100 % genau berechnet werden. Viele Mauern sind mehrere hundert Jahre alt. Wesentlich bei der Errichtung ist der sachgemäße Aufbau. Er ist in der nebenstehenden Skizze dargestellt und mit den wichtigsten Fachausdrücken versehen. Die meisten Ausdrücke entstammen einer bildhaften Sprache z.B. jeder Stein hat ein "Gesicht".s ist die Seite des Steins, die dem Betrachter zu gewandt ist.

Der Anlauf ist die Lebensversicherung der Mauer, günstig sind 10%, d.h., dass eine Mauer von 1m ca. 10cm weiter bergwärts liegt als die Senkrechte. Das Hintergemäuer garantiert die Frosttauglichkeit. Beim Bau von Fundamenten wird kein Beton oder Mörtel verwendet, das gilt auch für die Fugen selbst und auch für das Hintergemäuer.[1]

Das Fundament, der Mauerfuß, hat eine hohe Bedeutung für die Standfestigkeit einer Trockenmauer. Als Faustformel gilt: Tiefe des Fundaments (Steinsockel zum Hang hin) entspricht einem Drittel der Mauerhöhe. Beispiel: Eine 4,50 m hohe Mauer hat einen Mauerfuß von ca. 1,50 m.

Lehmer Würzlay Foto1964Die Weinbergtrockenmauern sind im Razejungewingert überwiegend auf gewachsenem Fels gegründet und bieten eine exzellente Standsicherheit. Die Steine einer Trockenmauer stammten üblicherweise aus der unmittelbaren Um-gebung, wurden z.T. vor Ort aus dem Fels gebrochen. Das erklärt auch oft die unter-schiedliche Steinqualität von Trockenmauern in der Region. In der Vergangenheit spielten logistische Gründe eine wesentliche Rolle. Transporte über größere Strecken stellten ein technisches und kostenmäßiges Problem dar. Vor ca. 60 Jahren zeigte die Lehmener Würzlay noch eine durchgehend klare Trockenmauerstruktur. Markante Linienführung der Terrassen, ohne Brachen und verbuschte Flächen.

Aus wirtschaftlichen Gründen werden immer mehr Steillagenweinberge mit den landschaftstypischen Trockenmauern aufgegeben. Wenn Rebflächen nicht mehr bewirtschaftet und gepflegt werden, verbuschen sie in kurzer Zeit, wobei auch die Trockenmauern mit ihren Bruchsteintreppen mit Gestrüpp überwuchert werden. Die Pflanzenwurzeln dringen in die Fugen der Mauern ein und "sprengen" sie zum Teil, die Standsicherheit wird beeinträchtigt. Die Mauern werden so nach und nach zerstört. Ein wesentlicher Lebensraum für Flora und Fauna geht verloren. Daher stellen die Razejunge regelmäßig in den Wintermonaten nicht mehr bewirtschaftete Weinbergflächen mit Jahrhunderten alten Trockenmauern in der Lehmener Würzlay frei. Eine mühevolle Arbeit, die sich jedoch zum Erhalt und Förderung der Artenvielfalt lohnt.

[1] Text in Anlehnung aus "Die geheimnisvollen Spannbögen im Winninger Uhlen", R. Zobel, Koblenz

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Trockenmauerdetail Trockenmauern im Razejungewingert im JuniMauer auf gewachsenem FelsScherentreppe

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