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Razejunge

Wer sind die "Razejunge"?

Das Alleinstellungsmerkmal der Ortsgemeinde Lehmen ist der "Lehmer Razejung". Die Lehmer Razejunge sind ein eingetragener, gemeinnütziger und aktiver Verein, sie fördern die Kultur des traditionellen Weinbaus der Terrassenmosel. Hauptzweck ist die Heimatpflege und Heimatkunde.

 

Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten

Die Razejunge pflegen Brauchtum und Kultur, bringen Kindern und Jugendlichen den Weinbau in der einzigartigen Kulturlandschaft der Terrassenmosel nahe. Sie sind eine Kooperation mit der Grundschule "Sankt Georg" Lehmen eingegangen und begleiten die Schülerinnen und Schüler aktiv beim praktischen Unterricht im Wingert „Rund ums Jahr im Weinberg“. Sie haben ein interessantes Kinder- und Jugendbuch des bekannten Kinderbuchautors Stefan Gemmel rund um den Weinbau in der einmaligen Kulturlandschaft der Terrassenmosel herausgebracht - "Schatz der Razejunge". Sie begleiten und unterstützen Buchlesungen für Schul- und Kindergartenkinder, richten Ferienzeiten aus.

Die Razejunge engagieren sich intensiv für Natur- und Umweltschutz. Kinder und Jugendliche werden dazu aktiv in relevante Projekte einbezogen. Sie fördern durch verschiedene Projekte und Aktivitäten die Artenvielfalt von Flora und Fauna in der Lehmener Würzlay, pflegen und erhalten Weinbergterrassen und Jahrhunderte alte Trockenmauern mit kunstvollen Bruchsteintreppen sowie Kleinbiotope in den Steillagen. Die Lehmener Würzlay zählt zu den 30 ausgewiesenen "Historischen Weinbaulandschaften der Mosel". Hier bewirtschaften die Razejunge auf Terrassensteillagen ihren eigenen Rieslingweinberg - den Razejunge-Wingert -  mit Weinbergpfirsich- und Feigenbäumen und der größten zusammenhängenden Lavendelpflanzung von Rheinland-Pfalz.

Von Juni 2014 bis zum Frühsommer 2015 wurden auf ehemaligen Brachflächen des Razejungewingerts über 3.200 Lavendelpflanzen, Lavandula angustifolia officinalis, im Rahmen des Leader Projektes "Lavendel- und Naturkräuterfelsterrassen" gepflanzt. Schmetterlingspopulationen, Bienen, Hummeln und Reptilien haben sich seitdem vervielfacht bzw. neu angesiedelt. Die Lehmer Razejunge haben auch Bienenstöcke in ihrem Weinberg aufgestellt und erzeugen eine Rarität, Lavendelhonig von der Terrassenmosel.

Neben dem Hauptaspekt, Verhinderung der Verbuschung alter Weinbergflächen durch Lavendelpflanzungen, stehen die Förderung von Flora und Fauna im Fokus. Gleichzeitig wird eine Aufwertung und Verschönerung des Landschaftsbildes sowie die positive Auswirkung auf den regionalen Tourismus erreicht. Zusätzlich wurde ein Schullehrgarten mit mediterranen Kräutern angelegt. Mittelweile sind über 40 verschiedene Kräutersorten und über 800 Pflanzen zu bewundern. Um besonders Kinder und Jugendlichen die einzigartige Kulturlandschaft der Terrassenmosel nahe zu bringen errichteten die Razejunge in den Sommer- und Herbstmonaten 2017 einen Weinberg-Erlebnispfad.

Ein vielbesuchter Rastplatz mit Rebenpergola, Ruhebänken und Relaxliege rundet die einmalige Anlage unmittelbar am Mosellradweg im Abschnitt Lehmen - Kattenes ab. Bei der Errichtung des interkommunalen Themenweges "Würzlaysteig" der Mosel.Erlebnis.Route in den Jahren 2010 bis 2012 waren die Razejunge wesentlich bei der praktischen Umsetzung beteiligt. Sie betreiben Werbung für die einzigartige Wein-Kulturlandschaft der Untermoselregion, z.B. als Vertreter der Untermosel und des Landkreises Mayen Koblenz an verschiedenen Rheinland-Pfalz Tagen. Sie beteiligen aktiv sich an der Aktion "Lebendige Moselweinberge" des DLR Mosel und am Projekt "Steillagenweinbau schafft Vielfalt - das Moselprojekt" des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V.

Seit 2008 richten die Lehmer Razejunge zur Eröffnung des Lehmener Weinfestes eigenverantwortlich die beliebte "Razejungeweinprobe" unter einem ausgewählten Wein-Motto aus. Die Razejunge sind ein fester Bestandteil des Dorflebens. Sie repräsentieren die Weinbaugemeinde Lehmen, nehmen u.a. an Festumzügen und Weinfesten teil und machen mit ihren umfassenden Aktivitäten das Alleinstellungsmerkmal des Ortes, den „Lehmer Razejung“, über die regionalen Grenzen bekannt.

Die Gemeinde Lehmen würdigte den Einsatz und Verdienste um die Ortsgemeinde, indem sie den Platz in der Dorfmitte nach den Razejunge benannte und das Razejungeemblem in Schildform an einer Hausgiebelseite des "Razejungeplatzes" weit sichtbar anbrachte. Seit 2011 erhält der Verein immer wieder Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement, Klimaschutz und Artenvielfalt.

 

Woher kommt der Name "Razejunge"?

Der Begriff Razejung leitet sich von dem Arbeitsgerät, der Raz, einem geflochtenem Rückentragekorb ab. Mit diesem beförderten die jungen Männer aus Lehmen ("Junge") früher in den Wintermonaten den Stallmist zur Düngung der Weinstöcke in die steilen Weinberglagen.

Die sogenannte Raz (Kiepe), wird aus ausgewählten astlosen Haselnussstöcken hergestellt. Die Haselnussstöcke werden aufgespalten und anschließend in heißem Wasser gekocht. Danach werden die schindelähnlichen Gerten geschält. Aus diesem Rohmaterial wird dann die Raz geflochten. Die neuzeitlichen Razejunge haben nach alter Tradition Original-Razen gebaut und die Arbeitsschritte auch umfangreich bildlich dokumentiert.

 

Geschichtliches

Lehmen, zum ersten Male urkundlich erwähnt im Jahr 865 n.Chr. im Zusammenhang mit dem Weinbau, hatte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Handwerkerdorf entwickelt. Vorrangig wurde der Beruf des Bruchsteinmaurers ausgeübt. Da für alle nicht genug Arbeit vorhanden war, mussten viele Männer in der Fremde den Unterhalt für ihre Familien verdienen. Zur Winterszeit kehrten sie wieder zu ihren Familien zurück.

Diese Leute, die aus der wirtschaftlichen Not heraus gezwungen waren, in den meist beschäftigungslosen Wintermonaten den Lebensunterhalt der Familien mit einer zusätzlichen Arbeit zu bestreiten, fanden diese in den Weinbergen, auch Wingerte genannt. Die Arbeit bestand darin, mit der Raz, Stallmist zur Düngung der Weinstöcke in die Wingerte zu tragen. Urkundlich sind die Razejunge im Kirchbuch der "Ober Pfarrkirche zu Lehmen" zum ersten Mal 1784 erwähnt worden, als “Mistträger“ im Weingarten der Kirche. Das Misttragen wurde so zu einem Winterberuf und zu einer zusätzlichen Einnahmequelle für Jungen und Männer.

Es war eine sehr anstrengende Arbeit, die die Lehmer Razejunge besonders gut beherrschten. Vor Beginn der Arbeit wurde mit dem Winzer der Lohn ausgehandelt. Für jede getragenen Raz wurde eine Kerbe in den „Knüppel“ eingeritzt. Der Knüppel ist der Stock des Razejunge, den er beim Anstieg in den Wingert als Stütze benutzte. Auf diese Weise konnte er sich leicht die Anzahl der getragenen Razen merken und einen Nachweis für seine durchgeführte Arbeit am Ende des Tages bringen. Eine Raz voll Mist wog etwa 30-40 kg und reichte aus, um etwa 6 Rebstöcke mit ausreichend Dünger zu versorgen. Ungefähr 8-10 mal am Tag wurde die gefüllte Raz bis in die höchste “Kuhr“ der Steillagenweinberge getragen. Die Kuhr ist der Gebrauchsname für die Terrassen im Weinberg. Nachbarorte nahmen die fleißigen Razejunge gern unter Lohn, denn das Misttragen war dort verpönt. Die Lehmer Razejunge ließen sich für ihre Arbeit mehr schlecht als recht für die körperlich schwere Arbeit bezahlen. Sie versetzten sich aber in die Lage, ihre Sankt Castor Kirmes Ende Januar/Anfang Februar feiern zu können. Alle 4-5 Jahre halten die heutigen Razejunge die alte Tradition aufrecht, das Düngen der Rebstöcke mittels Stallmist unter Zuhilfenahme der Raz.

Diese Beschreibung wurde erstellt mit Verwendung von Textauszügen aus der „Razejunge- Chronik“ von Willi Unschuld und Martin Kreckler.
Lehmen, Oktober 2017, Dieter Möhring

Über die Razejunge

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